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28. August 2023 von Jovana Koch

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Wir können uns mit unseren Pferden leider (noch) nicht mit Worten verständigen. Aber Du kannst eine gemeinsame Sprache mit Deinem Pferd entwickeln, mit der Ihr problemlos kommunizieren könnt.

Wenn Du Deinem Pferd etwas Neues beibringen möchtest, brauchst Du eine Sprache, die Dein Pferd versteht. Eine einfache Sprache, die aus Signalen besteht.

 

Signale, von denen Ihr beide wisst, was sie bedeuten und die immer die gleiche Bedeutung haben. Signale, die es Dir leicht machen, Dich verstänlich auszudrücken und die es Deinem Pferd leicht machen, Dich zu verstehen.

 

Es ist eine Sprache, die nur aus zwei Worten besteht:

Ja und Nein

 

Denn wenn es nur Ja und Nein gibt, sind Deine Signale für Dein Pferd leicht verständlich und eindeutig interpretierbar: Wenn Du Ja sagst, weiß Dein Pferd immer, dass es etwas richtig gemacht hat. Und wenn Du Nein sagst, weiß es, dass es etwas falsch oder noch nicht richtig gemacht hat.

Dein Ja kann entweder die Belohnung mit Leckerchen oder das Nachlassen von Druck sein. Diese beiden unterschiedlichen Methoden sehen folgendermaßen aus:

Weit verbreitet im Reitsport ist die Druck-Weichen-Methode. Dabei ist der Druck das Nein und das Nachlassen des Drucks das Ja. So lernt das Pferd beispielsweise rückwärts zu gehen, wenn der Mensch mit dem Seil wackelt.

 

Das Wackeln des Seils ist der Druck, der es dem Pferd unangenehm macht stehen zu bleiben. Solange das Pferd stehen bleibt, wackelt der Mensch weiter mit dem Seil und sagst somit „Nein, Dein Verhalten ist (noch) nicht richtig.“

 

Sobald das Pferd einen Schritt zurück weicht, hält der Mensch das Seil wieder ruhig und das Pferd lernt, dass der Druck nachlässt, sobald es rückwärts geht. So ist das Wackeln mit dem Seil das Nein und das ruhige Seil das Ja.

Aber diese Kommunikation aus Ja und Nein kannst Du auch ganz einfach ohne Druck verwenden, indem Du mit Belohnung, also mit Leckerchen kommunizierst. 🥕

Dabei steht das Futterlob für Ja.

Und das Ausbleiben der Belohnung für Nein.

So weiß Dein Pferd ebenfalls genau, dass sein Verhalten richtig war, wenn es eine Belohnung bekommt. Und wenn es keine Belohnung erhält, ist es motviert, verschiedene Verhaltensweisen auszuprobieren bis es die richtige Reaktion zeigt und ein Leckerchen bekommt.

So ist es auch ohne Druck ganz einfach, Deinem Pferd zu kommunizieren, wann es etwas richtig und wann es etwas falsch bzw. noch nicht richtig gemacht hat.

Lass mich Dir das an einem Beispiel zeigen:

 

Angenommen Du möchtest Deinem Pferd beibringen, auf das Stimmsignal "Woah" anzuhalten. Dann gibst Du Dein Ja, wenn Dein Pferd anhält und Dein Nein, wenn es nicht anhält. Dh. Du belohnst Dein Pferd mit einem Leckerchen, sobald es stehen bleibt und wenn es weiter geht, machst Du einfach nichts.

Ja, du hast richtig gelesen: Du lässt Dein Pferd einfach weiterlaufen.

Ich weiß, das klingt erst einmal etwas eigenartig, Dein Pferd weiterlaufen zu lassen, obwohl Du eigentlich anhalten möchtest. Aber sobald Dein Pferd dieses Ja-Nein-System verstanden hat, wird es sofort merken, dass es etwas falsch gemacht hat, wenn die Belohnung ausbleibt. Weil es verstanden hat, dass es sein Verhalten ist, welches das Futterlob auslöst.

Und dann wird es verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren. Es wird vielleicht rechtsrum gehen oder linksrum gehen und schließlich langsamer werden und anhalten. Und das kannst Du dann sofort clickern und belohnen.

 

Am Anfang weiß Dein Pferd aber noch nicht, dass es verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren darf und soll. Es weiß noch nicht, dass es nach der richtigen Reaktion suchen soll und es immer eine 'richtige Antwort' gibt, für die es belohnt wird.

 

Daher wird es zu Beginn wahrscheinlich nicht ausprobieren und mitüberlegen, wenn Du einfach nur "Woah" sagst. Sondern es wird vermutlich ahnungslos weitergehen. Deshalb bringen wir Dein Pferd in eine Situation in der es automatisch anhält. Damit es nicht ausprobieren muss und Du ihm die neuen Spielregeln erstmal erklären kannst.

Und das geht ganz einfach:

Du führst Dein Pferd geradeaus auf eine Wand zu, sodass es kurz vor der Wand automatisch anhält, ohne dass Du es stoppen musst. Kurz vor der Wand sagst Du "Woah" und sobald Dein Pferd anhält, gibst Du Dein Ja, indem Du Deine Belohnung fütterst.

Mit ein paar Wiederholungen wird Dein Pferd das Muster erkennen und merken, dass es die Belohnung fürs Anhalten erhält und das Anhalten mit dem Stimmsignal "Woah" verknüpfen.

Du wünschst Dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung? Kein Problem! Den Link zur kostenlosen Videanleitung, wie Du Deinem Pferd beibringst, auf Stimmsignal anzuhalten, findest Du ganz unten auf der Seite.

Ich habe Dir hier noch ein paar Praxistipps mitgebracht, wenn Du Dein Pferd auf die Kommunikation mit Belohnung umstellen möchtest:

➡️ Du brauchst ein eindeutiges Signal für "Ja"

Am besten fütterst Du nicht nur ein Leckerchen, sondern lobst Dein Pferd zusätzlich mit einem bestimmten Wort oder drückst auf einen Clicker sobald Dein Pferd anhält. So wird Dein Ja eindeutiger und Dein Timing präziser.

Den Link zur kostenlosen Videanleitung, wie Du Deinem Pferd das Click-Geräusch beibringst findest Du ganz unten auf der Seite.

➡️ Achte auf Deine innere Haltung

Dein Pferd kann Deine Intention und Deine Gefühle lesen. Also achte darauf, was Du fühlst und denkst, wenn Du "Nein" zu Deinem Pferd sagst. Das Ausbleiben der Belohnung ist niemals eine Strafe und Dein "Nein" hat niemals einen urteilenden Unterton. 

 

Es heißt lediglich, dass Dein Pferd noch nicht die richtige Antwort gefunden hat und dass Du noch auf die richtige Antwort wartest. Also immer schön geduldig und positiv bleiben! 🥳

➡️ Lass' Dich  nicht dazu verleiten Druck aufzubauen, wenn es nicht klappt 

Fehler sind Teil des Lernprozesses und kein Grund ungeduldig zu werden. Wenn Dein Pferd das falsche Verhalten zeigt, versuchst Du es einfach nochmal von vorne. Du darfst Deinem Pferd nicht "helfen", wenn es weiterläuft, anstatt anzuhalten. Du dafst nicht an den Zügeln ziehen oder anderweitig Druck aufbauen, um es zum Anhalten zu überreden.

Bedenke, dass dies kein Rückschritt ist! Ganz im Gegenteil tragen Fehler dazu bei, das "Nein" Euerer gemeinsamen Sprache zu festigen. Nur so kommt Dein Pferd erst in die Situation, dass die Belohnung ausbleibt. Nur so lernt es, dass es sein Verhalten ist, welches die Belohnung auslöst oder eben nicht. Und gleichzeitg beweist Du Deinem Pferd, dass Fehler keine negativen Konsequenzen haben.

So lernt es seine eigenen Fehler zu machen und selbstsändig mitzudenken. Und nur so traut es sich später auch verschiedene Verhaltensweisen auszuprobieren.

➡️ Deine Signale und Hilfen dürfen keinen Druck aufbauen

Das bedeutet, dass Dein Stimmsignal "Woah" zum Anhalten (oder bspw. Deine Zügelhilfe zum Lenken oder Nachgeben oder Deine Beinhilfe zur Verschiebung der Vor- / Hinterhand) nur so federleicht sein darf, dass Dein Pferd sich nicht unwohl oder unter Druck gesetzt fühlt. Denn Vorraussetzung für die Kommunikation mit Belohnung ist, dass Du keinen Druck aufbaust. Nicht, wenn Dein Pferd einen Fehler macht. Und auch nicht, wenn Du ein Signal oder eine Reithilfe gibst.

 

Wenn Du Dich nicht an diese Spielregeln hältst, kann Dein Pferd sie nicht verstehen und wird eine negative Erwartungshaltung und/oder  Sorge vor negativen Konsequenzen entwickeln. Die wiederum dafür sorgen, dass Dein Pferd seine Motivation verliert, nicht mehr freiwillig mitmacht oder sogar Widerstand leistet.

 

Glaub mir, es lohnt sich auf Druck zu verzichten.

Es lohnt sich ein wenig Geduld und mehr Freiraum für Fehler zuzulassen. So wird dein Pferd mehr Spaß am Lernen mit Dir haben und freiwilig mitmachen. Und Du gewinnst eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe. 

#002: Wie lernen Pferde? Eine Sprache aus
zwei Worten

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